Die etablierten Parteien sprechen häufig von sozialer Gerechtigkeit, wenn sie staatliche Eingriffe in Lohnverhandlungen ablehnen – Es ist auch korrekt, dass der Staat sich in diese Belange nicht einzumischen hat. Die Angebotene Lösung allerdings: Arbeitsmarktregulierung durch Tarifautonomie, erscheint mir ebenfalls nicht überzeugend.
Tarifautonomie ist ein System, welches sich in vielen Ländern durchgesetzt hat. Die Gewerkschaften kämpfen also gegen die Arbeitgeberverbände und handeln Lohnerhöhungen aus. Obwohl dieses System Vorteile bieten mag, gibt es auch verschiedene kritische Punkte, die diskutiert werden sollten.
Kritik am System der Tarifautonomie
Wenn wir mal aus dem Standpunkt des Gerechtigkeitsdrangs heraus argumentieren: Arbeitgeber verfügen in vielen Branchen über mehr Ressourcen und Macht als die Gewerkschaften, was zu einer Ungleichheit in den Verhandlungen führen kann. Ein weiterer wichtiger Faktor ist auch die Verhandlungsstärke: In kleineren Unternehmen oder Branchen mit geringerer Gewerkschaftsbindung haben Arbeitnehmer dann weniger Einfluss.
Es gibt in Deutschland gibt es eine Vielzahl von Tarifverträgen, die branchenspezifisch oder regional sein können. Dies lößt eine Fragmentierung des Arbeitsmarktes aus, welche wiederum zu Ungerechtigkeiten zwischen Arbeitnehmern in unterschiedlichen Branchen führt, obwohl sie ähnliche Tätigkeiten ausüben. Internationaltätige deutsche Großunternehmen, die sich an Tarifverträge halten müssen, sind im internationalen Wettbewerb benachteiligt, da sie teils höhere Löhne zahlen müssen als in Ländern ohne Tarifbindung üblich ist. Das schadet der deutschen Wirtschaft und damit am Ende dem Steuerzahler, also dem Arbeitnehmer. Wenn das Geld in der Wirtschaft verloren wird, muss es vom Staat eben durch Steuererhöhungen wieder eingenommen werden. Das passiert ja sowieso schon, auch aus ganz verschiedenen Gründen.
Eine weitere wichtige Frage ist, ob die Gewerkschaften überhaupt alle Arbeitnehmer repräsentieren, die sie zu vertreten versuchen. In den letzten Jahren haben viele Gewerkschaften Mitglieder verloren, was nicht nur ihre Verhandlungsmacht schwächt, sondern dieser Rückgang der Gewerkschaftsmitgliedschaften auch andeutet, dass dass immer mehr Arbeitnehmer die Vorteile einer Mitgliedschaft in Frage stellen.
Der freie Markt als Lösung
Systeme wie die Tarifautonomie sind nur im Sozialismus notwendig. Systeme, die sich mit sozialer Gerechtigkeit brüsten, erfüllen diese am Ende meistens nicht. In einem Kapitalismus mit freier Marktwirtschaft, würden die Löhne ausschließlich durch den Markt bestimmt. Ein solches System wäre zwar hart, aber auch fair und vorallem mit deutlich weniger Bürokratie oder ziellosen Verhandlungen verbunden.
In einer freien Marktwirtschaft ohne staatlichen oder gewerkschaftlichen Einfluss wird der Lohn eines Arbeitnehmers durch Angebot und Nachfrage festgelegt. Wenn ein Unternehmen Fachkräfte sucht, die knapp sind, wird es höhere Löhne anbieten müssen, um diese Talente anzuziehen. Der Arbeitsmarkt würde also automatisch das Gehalt durch Wettbewerb wieder ganz von selbst regulieren. Arbeitnehmer und Arbeitgeber würden die Löhne individuell aushandeln, ohne Tarifverträge oder staatliche Eingriffe. Arbeitnehmer mit besonders gefragten Fähigkeiten oder hohem Verhandlungsgeschick könnten höhere Gehälter erzielen, während andere, die in überlaufenen Branchen arbeiten oder weniger Qualifikationen haben, möglicherweise geringere Löhne akzeptieren müssten.
Allerdings muss eine Ausbeutung der Arbeitnehmer in jedem Fall ausgeschlossen sein. Es darf zwar auch keine staatliche Einmischung in die Festlegung geben, da dies zu ganz anderen Problemen führt und unfreiheitlich ist, es muss allerdings einen gesetzlich festgelegten, branchenübergreifenden Mindestlohn geben, um auch die Macht der Großunternehmen bei der Gehaltsfrage zu begrenzen.
Die aktuellen 12€/Stunde sind ein guter Ausgangspunkt, müssten bloß je nach dem inflationsbedingt vernüftig und den Maßstäben entsprechend angepasst werden. Die Festlegung von diesem Mindestlohn muss Teil eines demokratischen Entscheidungsprozesses sein, welcher nicht willkürlich ist, sondern an bestimmte Ober- und Untergrenzen gebunden wird. Denn ein zu hoher Mindestlohn würde wiederum Arbeitsplätze gefährden, da Unternehmen bei steigenden Lohnkosten weniger Arbeitskräfte einstellen würden.
Ein gesetzlicher Mindestlohn würde eine Basisabsicherung bieten, die es Arbeitnehmern ermöglicht, ein würdevolles Leben zu führen.
Die Vorteile der Markt-Löhne-regulierung
Unternehmen sind deutlich flexibler und können ihre Lohnstrukturen schnell an veränderte Marktbedingungen anpassen. Wenn es beispielsweise eine hohe Nachfrage nach bestimmten Fähigkeiten gibt, kann hier schnell höheres Gehalt angeboten werden, um diese Talente anzuziehen. Der Arbeitsmarkt wäre damit effizienter, da Löhne sich unmittelbar an Angebot und Nachfrage anpassen. Unternehmen könnten kosteneffizienter arbeiten und Arbeitnehmer könnten in die Sektoren wechseln, wo ihre Arbeit am meisten gefragt ist.
Besonders talentierte oder gut ausgebildete Arbeitskräfte könnten höhere Gehälter aushandeln, ohne durch Tarifverträge oder staatliche Eingriffe eingeschränkt zu werden.
Natürlich ist auch dieses System mit Herausforderungen verbunden, wie Ungleichheit und Wettbewerbsdruck. Diese Aspekte müssen bei der Diskussion über die Lohnfindung in einem freien Markt berücksichtigt werden. Es erscheint dennoch als freiheitlichere und faierere Lösung, als die Tarifautonomie.
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