Viele gehen nach erfolgreichem Erwerb der Mittleren Reife, in eine duale Berufsausbildung oder ein Studium und erlernen ihren künftigen Job. Als Alternative dazu bieten Berufsschulen vollschulische Ausbildungen, um auf den späteren Beruf oder eine daraufbauende Ausbildung/Studium vorzubereiten.
Welche Ausbildungsberufe werden vollschulisch Angeboten? Es gibt klassische Ausbildungsberufe aus den Bereichen:
- Technik & IT (z.B. Game Design)
- Medien & Kreativberufe (z.B. gestaltungstechnischer Assistent Mediendesign)
- Sozialwesen (z.B. Erzieher mit Schwerpunkt & Assistent für Polizeidienst und Verwaltung)
- Gesundheitswesen (z.B. Krankenpflege)
- Berufe mit Sprachen (z.B. Fremdsprachenkorrespondent)
Beliebte schulische Ausbildungen sind: Assistent für Polizeidienst & Verwaltung, Pflegefachmann & Pflegefachfrau, Erzieher, Sozialassistent, Sozialpädagogischer Assistent, Kinderpfleger, Altenpflegehelfer, Physiotherapeut, Gesundheits- & Pflegeassistent, Pharmazeutisch-technischer Assistent, Ergotherapeut, Technischer Assistent für Informatik | Quelle: https://www.ausbildung.de/ratgeber/ausbildungsarten/schulische-ausbildung
Im folgenden werde ich auch aus persönlicher Erfahrung aus der vollschulischen Ausbildung Mediendesign an der Berufsbildenden Schule 1 Mainz berichten können. Und zwar besuche die Höhere Berufsfachschule Mediendesign seit 2022 bis vorraussichtlich 2024 und strebe den Abschluss “staatlich geprüfter gestaltungstechnischer Assistent” in Kombination mit der Fachhochschulreife an.
Qualifiziertes Zeugnis & Aufnahmevorraussetzung
Während, um eine duale Berufsausbildung zu beginnen meistens der qualifizierte Hauptschulabschluss ausreicht oder manchmal auch kein vorheriger Schulabschluss nötig ist, wird für die vollschulische Ausbildung häufig ein qualifizierter Sekundarabschluss 1, also der Realschulabschluss oder ein gleichwertiges Abgangszeugnis zehnter Jahrgangsstufe auf dem Gymnasium oder der Gesamtschule (Mittlere Reife) erwartet. Qualifiziert bedeutet, dass man maximal eine Note 5/mangelhaft auf dem Zeugnis haben darf, welche nicht ausgeglichen werden muss, ansonsten bei zwei oder mehr 5er-Noten alle ausgeglichen werden müssen, ein Ausgleich ist mit einer 1, einer 2 oder zwei 3en und dies in gleicher Fachart (also Haupt- & Nebenfächer) möglich. Es gelten für einen qualifizierten Abschluss, ob Hauptschulabschluss oder Realschulabschluss, also die identischen Regeln, wie für ein Jahreszeugnis um versetzt zu werden. Die Versetzungsregeln bei einer vollschulischen Ausbildung können einige Ausnahmen enthalten, aber bei der Aufnahmevorraussetzung kommen die noch nicht zur Rede.
Zusammengefasst muss man, um in eine vollschulische Berufsausbildung einzutreten, also die Mittlere Reife vorweisen, was bedeutet eine Gesamtschule, ein Gymnasium, eine Realschule oder Realschule+ bis zur 10. Jahrgangsstufe erfolgreich besucht bzw. abgeschlossen zu haben. Ebenfalls möglich ist natürlich auch der Besuch der Hauptschule bis zur 9. Klasse mit nachgeholter Mittlerer Reife innerhalb von einem (oder mit berufsvorbereitung zwei) Jahren.
Dual und vollschulisch im Vergleich — Vor- & Nachteile
Ausbildungsart | duale Berufsausbildung | vollschulische Ausbildung |
Aufnahmevorrausetzung | meistens gutes Abgangszeugnis (Hauptschulabschluss / keine) | Haupt- oder (meistens) Realschulabschluss |
Bewerbung | Interessenten bewerben sich beim Betrieb. Ausbildungsbeginn ist meist am 1. September. Bewerbungen sollten ein Jahr vor Ausbildungsbeginn eingereicht werden | Interessenten Bewerben sich bei der Berufsschule. Ausbildungsbeginn ist in der Regel am 1. August. Bewerbungen werden ab 1 Jahr vor Beginn angenommen, sind aber oft auch kurzfristig möglich |
Ausbildungsort | Ausbildungsbetrieb und Berufsschule | Ausschließlich Berufsfachschule und evtl. Praktikumsbetriebe |
Vergütung | Gehalt | keine (evtl Kosten) |
Ausbildungsberufe | Über 450 unterschiedliche Berufe aus kaufmännischen, gewerblich-technischen, handwerklichen & mehr Gebieten | Verschiedene Berufe aus Sozialwesen, Gesundheitswesen, Medien & Kreativität, Technik & IT und Berufe mit Sprachen |
Ausbildungsdauer | zwei bis dreieinhalb Jahre | meistens drei Jahre | ein bis dreieinhalb Jahre | häufig zwei Jahre |
Ausbildungsinhaltliche Rechtsgrundlage | Bundesweit einheitliche Ausbildungsordnung durch das Berufsbildungsgesetz | Landeseinheitliche Rahmenpläne durch die Schulgesetze der Bundesländer |
Praktische Erfahrung | Außerhalb des theoretischen & allgemein bildenden Unterrichts in Betrieb und Berufsschule ist die Praxis das Hauptaugenmerk, da vollwertig gearbeitet wird | Außerhalb des theoretischen & allgemein bildenden Unterrichts in der Berufsschule werden praxisnahe Projekte in sog. Lernfelden bearbeitet. Weitere Praxiserfahrung aus möglichen Pflicht-Praktika |
Möglichkeiten | Start in den Beruf, Fortbildung, Ausbilder, Meister, Umschulung | Start in den Beruf, duale Ausbildung, Fortbildung, evtl. Studium |
Abschluss | vollwertiger Ausbildungs-Abschluss (und autom. Hauptschulabschluss) | (staatl. gepr.) Assistenten-Abschluss evtl. inklusive weiterer Schulabschlüsse |
Der erste Blick in der Tabelle fällt bei einigen vermutlich auf die Vergütung, der größte Nachteil der vollschulischen Ausbildung. Man muss aber bedenken, dass wenn man nach der 10. Klasse nur Abitur oder Fachabitur machen würde, währenddessen auch nichts verdient, obwohl man bei beidem eine berufsspezifision auswählen kann, wie beispielsweise beim beruflichen Gymnasium oder der fachgebundenen Hochschulreife. Und einige Berufsschulen bieten an die vollschulische Berufsausbildung in Kombination mit dem Fachabitur oder sogar Abitur zu erwerben, was bedeuten würde, dass nach der vollschulischen Berufsausbildung im Anschluss ein (auch duales) Studium begonnen werden kann. Dies kommt nach einer Berufsausbildung nur in Frage, falls nach der Gesellenprüfung in einem handwerklichen Fachbereich auch noch der Meister gemacht wird, der als Aufnahmevorrausetzung an Universitäten, Hochschulen und Fachhochschulen einem Abitur gleichgesetzt ist.
Das “Fachabitur” – Der Unterschied zwischen fachgebundener Hochschulreife und Fachhochschulreife
Wie eben schon angesprochen besteht manchmal die Möglichkeit im Rahmen der so genannten Höheren Berufsfachschule, die Fachhochschulreife oder das Abitur in Kombination mit der vollschulischen Ausbildung zu erreichen, in der Regel geht das ohne, dass der standartmäßige Schultag von sechs Stunden am Tag fünf mal die Woche überschritten werden würde. Also Berufserfahrung und Praxisnähe mit einer Zulassung für eine Fachhochschule oder Unsiversität in Einem. Das verschafft der vollschulischen Ausbildung einen Vorteil, der zwar nicht immer mit enthalten ist, aber bei dualen Berufsausbildungen sicherlich nicht existiert. Das Problem ist, dass die meisten Leute durch den umgangssprachlichen Begriff Fachabitur, Fachhochschulreife und fachgebundene Hochschulreife nicht auseinander halten können.
- Die fachgebundene Hochschulreife, auch Fachabitur (kurz: Fachabi) genannt, wird an Berufsschulen und weiteren höher Bildendenden Schulen mit ausgewählten Bildungsangebot erworben und benennt den fachgebundenen Abschluss der 11. oder 12. Jahrgangsstufe. Dieser berechtigt zum Studieren von Studiengängen des jeweiligen Fachbereichs an Fachhochschulen und Hochschulen bzw. Universitäten. Beim Fachabitur gibt es im Unterricht einen allgemeinbildenden und einen berufsbezogenen Teil, studiert werden kann später nur der vorher schon ausgewählte und gelehrte Fachbereich aus diesem berufsbezogenen Teil, was sich dann zwar nicht nur auf ein Studienfach bezieht, aber auf ein sehr kleines Spektrum an einer Auswahl an Studiengängen des jeweiligen Fachbereichs.
- Die Fachhochschulreife (kurz: FH-Reife), manchmal ebenfalls Fachabitur genannt, wird an einem Gymnasium, einer Gesamtschule, der Höheren Berufsfachschule an Gesamt- und Berufsschulen oder der Fachoberschule an der Berufsschule erworben und bennent den Abschluss der 11. oder 12. Jahrgangsstufe (Sekundarabschluss 2). Dieser berechtigt zum (sowohl dualen als auch normalen) Studieren aller Studiengänge an Fachhochschulen (was eine Großzahl der überhaupt möglichen Studienfächer ausmacht) und nur einigen Ausgewählten an Universitäten bzw. Hochschulen, obwohl die meisten dort leider nur mit Abitur zu erreichen sind. Die FH-Reife erwirbt man nicht nur an Fachoberschulen und Berufsoberschulen, sondern (den schulischen Teil) auch nach einem Vorzeitigen Abgang von einem Abi-Jahrgang am Gymnasium oder der Gesamtschule (mit einem qualifizierten Zeugnis) in der 11. Klasse oder an Gesamtschulen und Berufsschulen mit zweijährigem Bildungsgang bis zur 12. Klasse.
- Die allgemeine Hochschulreife, auch Abitur (kurz: Abi) genannt, wird an Gymnasien, Gesamtschulen, beruflichen Gymnasien oder Berufsschulen mit beruflichen Gymnasien erworben und bennt den fachungebundenen, allgemeinen Abschluss der 13. Jahrgangsstufe (Sekundarabschluss 2). Dieser berechtigt zum Studium aller Fächer an sämtlichen Fachhochschulen und Hochschulen bzw. Universitäten und erleichtert den Zugang zu vielen Berufsausbildungen, was aber auch für Fachabi und FH-Reife ebenfalls gilt.
Zurück zu Vor- und Nachteilen
Da der Unterschied zwischen Fachabi und FH-Reife dann jetzt geklärt wäre: den Assistenten-Abschluss einer vollschulischen Berufsausbildung kann man manchmal (in bestimmten Bildungsgängen und Angeboten) in Kombination mit der Fachhochschulreife oder dem Abitur erwerben. Man hat zudem fast immer die Möglichkeit, egal ob der Assistent in Kobination mit der FH-Reife bzw. Abi erworben wurde oder nicht, nach der vollschulischen Ausbildung in die duale Berufsausbildung, im jeweiligen Fachbereich ins zweite Lehrjahr aufgenommen zu werden, womit dreijährige duale Berufsausbildungen für vollschulisch ausgebildete Assistenten nur zwei Jahre dauern und jede Menge Vorerfahrung und evtl. sogar die FH-Reife oder das Abitur mitgebracht wurde. Wenn man alles zusammen macht, dauert es zwar vier statt drei Jahre aber man hat auch mehr davon und kann dann noch ein Studium dranhängen.
Auch ein Nachteil der vollschulischen Ausbildung ist der geringere Praxisteil, da es sich im schulischen Unterricht selbstverständlich mehr um Theorie, Tests und Prüfungen dreht, als um Praxis. Es gibt zwar immer wieder Praxisnahe Projekte, die in Bereichen, wie beispielsweise Gastronomie und Medien zwar sehr gut funktionieren, auch wenn der Umgang mit echten Projekten von echten Kunden oder Arbeitgebern eben leider fehlt. Ein sehr großer Vorteil der dualen Ausbildung ist widerrum, dass genau das eben voll erfüllt ist, da man ganz normal und vollständig in der Arbeitswelt ausgebildet wird. Die fehlende Praxiserfahrung in vollschulischen Ausbildung wird jedoch oft mit von dem Bildungsgang vorgeschriebenen Pflicht-Praktika ausgeglichen, zu denen dann die Schüler in mehreren Blöcken in verschiedene Betreibe gehen, die selbst ausgesucht werden müssen und dort insgesamt manchmal bis zu 24 Wochen, innerhalb der zwei Jahre Ausbildung, Betriebspraktikum im jeweiligen Fachbereich absolvieren.
Ein weiterer Nachteil ist auch, dass nicht in jedem Bundesland auch jede vollschulische Ausbildung angeboten wird, im Gegenteil sogar. Während bei dualen Ausbildungen das meiste ohne weite Reisen machbar ist. Ein Vorteil der vollschulischen Ausbildung ist, dass man nur einen Ausbildungsplatz nzw. Ort hat und im Klassenverband, also teils auch in Gruppenarbeit gearbeitet und gelehrt werden kann. Ein weiterer und abschließender Vorteil in der schulischen Ausbildung ist das häufig vorkommende Betriebspraktikum in verschiedenen Blöcken. Denn die verschiedenen Blöcke werden nicht selten auch in verschiedenen Unternehmen absolviert. Wenn man zum Beispiel drei vierwöchige und einen zehnwöchigen Praktikumsblock macht wechselt man in der Regel zwei bis vier mal den Betrieb. Dies hilft den Schülern im späteren Berufsleben sich schneller an neue Arbeitsumgebung und Situationen anzupassen und stärkt den sozialen Umgang mit verschiedenen und neuen Kollegen, sowie auch Kunden.
Der Unterricht für den Assistenten: Lernfelder
In der Berufsschule gibt es bei den rein schulischen Berufsausbildungen getrennten Unterricht, einen allgemeinbildenden Teil, der meistens Sozialkunde oder Wirtschaftslehre und MINT (Mathe) und evtl. weitere Fächer beinhaltet. Und einen berufsbezogenen Unterrichtsteil, der verschiedene Lernfelder des entsprechenden Fachbereichs beinhaltet. Beim gestaltungstechnischen Assistenten Mediendesign beispielsweise wären dies: Lernfeld1: Medienunternehmen, Lf2: Konzeption, Lf3: Gestaltung, Lf4: Mediale Daten, Lf5: Bilder, Lf6: Druck, Lf7: Web-gestaltung/design, Lf8: Marketing, Lf9: Print, Lf10: Daten, Lf11: Audio & Video, Lf12: Digitale Publikationen & Trendbewusstsein. Diese werden in unterschiedlicher Stundenanzahl auf die Woche verteilt und dem entsprechend prozentual auf dem Zeugnis zu einer Note zusammengerechnet, wobei sich auf der Rückseite dennoch eine genaue Auflistung der Benotung finden lässt.
Fazit & Alternative
Wer eine Ausbildung in einem Bestimmten Berufsfeld machen will und im Anschluss darin Arbeiten, der sollte eine duale Berufsausbildung in einem Betrieb machen oder eine vollschulische mit der dualen ab dem zweiten Jahr im Anschluss. Die vollschulische Ausbildung ist für Abgänger der 10. Klasse, die studieren wollen, möglicherweise dual und sich dafür eine Fachrichtig bereits ausgesucht haben, für die sich der Assistent in Kombination mit der Fachhochschulreife lohnt und letzteres als Zulassung fürs Studium nötig hat. Oder für die, welche gerade keine Lehrstelle (Ausbildungsplatz) bekommen, oder für die, welche nicht wissen was sie gerade sonst in ihrer Laufbbahn machen sollen, unentschlossen zwischen Abitur und dualer Ausbildung sind, also für die, für welche es auf dem Gymnasium beispielsweise nicht so gut lief. Wenn man sich für den ausgewählten Fachbereich interessiert und etwas Motivation für den meist inkludierten weiteren Schulabschluss mitbringt, ist es zwar bei Abitur und FH-Reife anspruchsvoll, aber lohnt sich und gibt einem Aufschluss, ob man diesen Beruf wirklich machen will, zudem hat man natürlich in der schulischen Ausbildung die Möglichkeit einfacher, nach dem ersten Jahr abzugehen.
Eine passende Alternative und die beste Lösung für Berufseinsteiger, die praxiserfahrung einer Ausbildung und die möglichkeit später vollzeit/dual zu studieren ist die Duale Berufsoberschule, hier kann man begleitend zu einer normalen dualen Berufsausbildung die Fachhochschulreife und den dualen Ausbildungsabschluss erwerben. Man bewirbt sich beim Betrieb und der Berufsschule, arbeitet praxisnah im Betrieb und besucht gewöhnlich den allgemeinbildenden Unterricht an der Berufsschule, sowie zusätzlich den Fachhochschulreife-Unterricht (Teils in Abendschule möglich). Danach stehen einem alle Türen offen.
Bildquelle: https://www.fls-wiesbaden.de/cdb5a9ba4023
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